Die Einführung immer neuer Sicherheitstechniken zum Schutz vor Identitätsdiebstahl schafft mehr Probleme als dadurch gelöst werden können, meint eine britische Wissenschaftlerin. Die Kriminologin Dr. Emily Finch von der Universität East Anglia im englischen Norwich will ihre These in der kommenden Woche auf dem "Festival of Science" in Dublin vorstellen.
Dr. Finch ist der Ansicht, dass technische Sicherheitsmaßnahmen nicht geeignet sind, Probleme mit Phishing und anderen Formen von Identitätsdiebstahl zu lösen. Vielmehr sei es die menschliche Wachsamkeit, auf die man setzen müsse. Wer sich zu sehr auf eine zudem fehleranfällige Technik verlasse, dessen Aufmerksamkeit lasse nach. Dies gelte nicht nur für die Kunden sondern auch für Angestellte in Bankfilialen und im Einzelhandel. Den Tätern werde der Betrug dadurch eher noch erleichtert.
Grundlage ihrer These sind unter anderem Befragungen verurteilter Identitätsbetrüger. Dr. Finch zieht aus diesen Ergebnissen den Schluss, dass sich die Täter immer wieder an die neuen technischen Herausforderungen anpassen und neue Wege finden, die Schutzmaßnahmen zu umgehen. Sie findet es sinnvoller sich damit zu befassen, wie Menschen ihre persönlichen Daten preisgeben.
Die Täter setzen kleine Informationsschnipsel zusammen, die sie auf verschiedenen Wegen erhalten, etwa in Chat-Räumen. Dort können sie leichter etwas über den Einzelnen erfahren, weil die gewohnten visuellen Kontrollen fehlen, die uns sonst im persönlichen Kontakt das richtige Maß an Vorsicht finden lassen. In diesem Zusammenhang hat Emily Finch auch die Fragmentierung von Persönlichkeiten im Internet untersucht, dass heißt die Abspaltung im Internet angenommener virtueller Persönlichkeiten von der realen Person.
Dr. Finch ist der Meinung, man müsse die Menschen dazu bringen über die Situationen nachzudenken, in denen sie persönliche Informationen preisgeben und sie mit dem nötigen Rüstzeug versehen, damit sie sich selbst vor Betrügern schützen können. |
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